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Lebensbewältigungskrise oder sinnerfülltes Zeit-Alter?

Herausforderungen beim Übergang

In der Übergangszeit vom Beruf in den Ruhestand durchleben wir eine Phase großer persönlicher Veränderungen. Zu den einschneidenden Rollenwechseln und Identitätsveränderungen, die uns bewusst, aber auch unbewusst erreichen, gesellen sich Verluste geliebter Menschen, passen sich Körper und Geist dem Alter(n)sprozess an, entwickeln sich neue Ansichten über die Welt und den Sinn des Lebens.

Meist trifft sie uns unvorbereitet, diese Berufstrennungsphase, weil wir während unserer aktiven Berufszeit noch intensiv mit Karriereplanung und professioneller Selbstverwirklichung beschäftigt waren. Und jede Menge Alltagsfragen zu klären hatten, wie die Sicherung der Kindererziehung oder den Aufbau von Vermögenswerten. Der Ruhestand lag zeitlich noch in großer Ferne und galt lange Zeit als problemfreie Zone, angefüllt mit ersehnter Glückseligkeit, die ganz von allein in unser spätes Leben treten wird ...

Wir befinden uns in einer Sandwichposition - vor uns die Elterngeneration, die nach und nach zum Fürsorge- und Pflegefall wird, hinter uns zwei weitere Generationen von Schutzbefohlenen, denen wir die Weitergabe unseres Wissens und unserer Erfahrungen schulden (Generativität). Dazu der (kommende) Austritt aus dem Beruf, der einen Werte- und Aufgabenverlust darstellt und damit im psychologischen Sinne als Trauerfall verarbeitet werden muss. Für den einen wird der Renteneintritt zum lang ersehnten Glücksfall, weil man genaue Pläne und Ziele für die Zukunft geschmiedet hat, für den anderen zum gefürchteten Sturz in ein tiefes Loch, weil Struktur und Arbeitsinhalte meist schlagartig wegfallen und ein Ersatz für die wegfallende Wertschätzung (noch) nicht in Sicht ist.

Kennen Sie Herrn Direktor Lohse, die Hauptfigur aus Loriots Film `Pappe ante portas`, die stets und ständig in die einschlägigen Ruhestandsfallen tappt? Kein Wunder, denn weder unsere Familie, noch die Gesellschaft und erst recht nicht die Unternehmen haben uns ausreichend auf die dritte Lebenszeit vorbereitet.

Konnten wir ihn denn schon einmal üben, diesen Ruhestand?
Haben wir dessen mögliche Tücken und Fallstricke aus eigener Erfahrung schon einmal kennengelernt?
Verfügen wir denn über eine entsprechende Qualifikation für den Ruhestand - und warum überhaupt verlangt sie uns in dieser Gesellschaft niemand ab?

In seinem Buch `The sociology of retirement` (1976) beschreibt Robert Atchley, ein amerikanischer Gerontologieprofessor, erstmals wissenschaftlich den Phasenverlauf beim Übergang vom Beruf in den Ruhestand.

Sieben Phasen Model

Jeder angehende Ruheständler durchschreitet diese Phasen; allerdings sind die Ausprägung und Verweildauer in den einzelnen Phasen individuell sehr unterschiedlich. So kann z. B. die Ernüchterungsphase erst sehr zeitverzögert (um bis zu zwei Jahre später) einsetzen.

In der Praxis werden häufig zwei Übergangsextreme beobachtet. Den einen Pol bilden Mitarbeiter, die im Verlaufe ihrer Berufszeit verhältnismäßig wenig aktiv am Aufbau ihrer Karriere gearbeitet haben und sich zum Ende des Berufslebens aus mangelnder Motivation heraus die Zeit der Glückseligkeit regelrecht herbeigesehnt haben.

Auf der anderen Seite kennen wir Angestellte in meist leitenden Positionen, die sich über Jahrzehnte hin einzig und allein über ihren Beruf definiert haben, ihre Karriere gern weiter fortsetzen möchten und den Beruf partout nicht loslassen wollen oder können.

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